Gärtnern für die Artenvielfalt

„Billigpflanzen gefährden regionale Pflanzenvielfalt.“ Diese Warnung haben Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Halle und der TU Berlin anlässlich der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz ausgesprochen. Ab dem 15. April können Besucher auf dieser Veranstaltung die Schönheit der Blütenvielfalt erfahren. Gartenfreunde könnten dieses Ereignis aber auch zum Anlass nehmen, die eigenen Aktivitäten auf ihre Folgen hin zu überdenken, sagen Dr. Sonja Knapp und Professor Ingo Kowarik in einer Pressemitteilung. „Verwilderte Zierpflanzen breiten sich aus und bestimmen immer mehr das Bild der Städte und Gemeinden. Die Folge ist ein Einheitsbrei in der Pflanzenwelt – vielerorts wächst dasselbe, regionale Unterschiede gehen verloren. Einige sorgen sogar für Gesundheitsprobleme“, schreiben die Umweltforscher.

Ihr Lösungsvorschlag lautet: Hobbygärtner sollten mehr regionaltypische Pflanzen auswählen. Denn: „Regionale Identität schafft Zugehörigkeit in einer globalisierten Welt.“ Ausgerechnet im heimischen Garten werde regionale Identität jedoch oft vernachlässigt. Alte Zierpflanzen, darunter auch viele einheimische Arten, würden in Gärten immer seltener. „Fingerhut, Mohn, Rittersporn, Ackerringelblume, die früher Bauerngärten zierten, finden sich kaum noch. Stattdessen bieten Gartencenter im ganzen Land die gleichen Pflanzen an, die dann in Gärten von den Alpen bis zur Küste zu finden sind.“ Einigen dieser Zierpflanzen gelingt der Sprung über den Gartenzaun – sie verwildern. Dabei hätten die billigen Pflanzenarten besonders gute Verwilderungschancen, denn sie werden am häufigsten angebaut.

Mehr als 200 verwilderte Zierpflanzenarten seien in Deutschland bekannt, darunter auch problematische Arten wie Drüsiges Springkraut, Japanknöterich oder Herkulesstaude. Auf den ersten Blick erschienen die Neuankömmlinge als Bereicherung, doch zumindest auf ausbreitungsstarke Risikopflanzen sollten wir verzichten, raten Knapp und Kowarik. Sie schlagen vor, jene Gärtnereien, Gartencenter und Baumärkte zu bevorzugen, die statt Massenware auch die vor Ort wachsenden Zierpflanzen anbieten. Global denken und lokales Gärtnern also. Regionales Pflanzgut sei genetisch vielfältig und daher oft widerstandsfähiger als Importware. „Regionale Vermarktung und regionaltypisches Gärtnern kommen der Artenvielfalt zugute, fördern regionale Identität und machen Spaß bei der Gartenarbeit.“

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